Gras, Haschisch, Hanf oder Marihuana – die Droge Cannabis hat viele Namen im alltäglichen Sprachgebrauch. Und nicht nur ihre Namen sind vielfältig, sondern auch die Meinungen zu dem Rauschmittel gehen weit auseinander. Denn seitdem Cannabis in Deutschland 2017 für medizinische Zwecke zugelassen worden ist, hat auch die Diskussion um die Legalisierung von Genusscannabis hierzulande weiter an Fahrt aufgenommen.
Die wechselhafte Geschichte der Cannabis-Legalisierung
Warnten 1936 noch Medien wie der US-amerikanische Kult-Film “Reefer Madness” vor der angeblichen “Teufelsdroge” Cannabis, hat sich das Verhältnis zu Cannabis heute weltweit entspannt. Inzwischen wird Cannabis in mehreren Ländern, darunter auch in einigen US-Bundesstaaten, als legales Genussmittel verkauft. Und auch hierzulande gibt es inzwischen eine knappe Mehrheit, die sich für eine Cannabis-Legalisierung für den Freizeitkonsum ausspricht. Seit 2021 ist nun auch eine Regierungskoalition an der Macht, die in ihrem Wahlprogramm die Legalisierung von Cannabis versprochen hat. Bevor es so weit ist, gibt es allerdings noch einige Hürden zu überwinden.
Die Debatte um die Cannabis-Legalisierung – ja oder nein?
Aktuell werden die Einzelheiten einer möglichen Cannabis-Legalisierung in Deutschland noch heftig diskutiert. Noch steht kein Gesetzesentwurf und die Details zu Anbau, Abgabe, Fahrtüchtigkeit und Co. werden besprochen. Wenn es dann endlich so weit sein sollte, steht das Zustimmungsgesetz noch vor einigen weiteren Hindernissen. Wie der Name schon sagt, muss dem Gesetz zunächst zugestimmt werden, das heißt, zuerst muss der Bundestag und dann der Bundesrat über das Gesetz zur Cannabis-Legalisierung abstimmen. Da die Regierungskoalition mehrheitlich im Bundestag vertreten ist, sollte die erste Abstimmung problemlos durchkommen. Beim Bundesrat könnte es schwieriger werden, denn in den Vertretungen der Bundesländer finden sich viele Gegner einer Legalisierung von Cannabis, zum Beispiel die CDU bzw. CSU in Bayern. Doch ohne den Bundesrat und die Zustimmung der Länder kommt das Gesetz zur Cannabis-Legalisierung nicht durch. Hinzu kommt, dass die Anzahl der Stimmen der Länder sich nach ihrer Größe richtet und deshalb Länder wie Bayern sehr viel Einfluss besitzen. Aufgrund dieser Hürden wird es wohl nicht, wie ursprünglich angekündigt, im Herbst 2023 schon zu einer Cannabis-Legalisierung kommen, denn der Zeitplan kann sich im Angesicht dringenderer politischer Angelegenheiten noch lange verzögern. Im Folgenden finden sich einige der bekanntesten Pro- und Contra-Argumente zum Thema Legalisierung von Cannabis.
Kommt jetzt die Legalisierung von Cannabis in Deutschland?
Pro Cannabis-Legalisierung – das spricht dafür
Cannabiskonsum ist trotz Illegalität weit verbreitet, besonders unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Um an Marihuana zu kommen, müssen sich Konsumenten auf dem illegalen Schwarzmarkt von Dealern ihr Cannabis kaufen, das keiner Qualitätskontrolle unterliegt und demnach oft gestreckt wird. Minderwertiges Cannabis wird zum Beispiel häufig mit synthetischen Cannabinoiden angereichert, die starke, unangenehme Nebenwirkungen wie starkes Erbrechen, Halluzinationen oder Herzrasen verursachen und bei einer Überdosis sogar zum Tod führen können. Daneben gibt es noch andere sehr gesundheitsgefährdende Streckmittel wie Blei, Haarspray oder sogar Glas. Eine Cannabis-Legalisierung könnte hier Abhilfe schaffen, da die Konsumenten nicht länger auf den Schwarzmarkt ausweichen müssten und sich die Qualität der in lizenzierten Geschäften legal erhältlichen Produkte besser überwachen ließe. So könnte die Legalisierung zum Cannabis Jugendschutz sowie zum allgemeinen Schutz vor unreinem Cannabis beitragen.
Ein weiteres Problem des illegalen Handels mit Cannabis ist, dass Cannabis im Laufe der letzten Jahre immer mehr THC enthält. Der höhere THC-Wert bringt nicht nur ein höheres Risiko für unkontrollierte, stärkere Rauschreaktionen mit sich, sondern sorgt eventuell auch für mehr Konsumenten, die eine medizinische Behandlung benötigen. Forscher gehen davon aus, dass dieses hochpotente Cannabis auch ein höheres Suchtpotenzial gerade für jüngere Cannabis-Konsumenten hat. Eine kontrollierte Abgabe an Erwachsene mit festgelegtem THC-Höchstwert könnte hier Jugendliche von zu frühem und zu starkem Konsum abhalten und das Risiko einer Cannabis-Sucht allgemein senken. Zusätzlich könnte durch die Legalisierung der Reiz für diejenigen, die Cannabis nur probieren wollen, weil es per Rechtslage verboten ist, verloren gehen.
Befürworter einer Legalisierung sehen die legalen Rauschmittel Alkohol und Tabak als nicht weniger harmlos als Cannabis an. Cannabis hat im Vergleich zur legalen Droge Alkohol sogar keine bestätigten Todesfälle. An Alkoholkonsum sterben laut WHO hingegen weltweit rund drei Millionen Menschen pro Jahr.
Die Legalisierung von Cannabis und dessen Anbau könnte dem Staat außerdem mehr Geld einbringen und die Wirtschaft ankurbeln. So könnte die Cannabis-Legalisierung Justiz und Polizei entlasten und so bis zu 1,4 Milliarden Euro eingespart werden, während zusätzliche Steuereinnahmen bis zu 4,7 Milliarden Euro einbringen könnten. Und auch der Arbeitsmarkt würde profitieren, denn durch die Cannabis-Legalisierung entstünden Schätzungen zufolge über 20.000 neue Jobs in Anbau, Verarbeitung, Kontrolle und Handel.
Unsere Umfrage zur Legalisierung von Cannabis in Deutschland
Contra Cannabis-Legalisierung – das spricht dagegen
Zu den beliebtesten Contra-Argumenten der Kritiker gegen eine Cannabis-Legalisierung zählt das Argument, dass Cannabis Suchtpotenzial hat. Weltweit sollen ungefähr 10 Prozent der Cannabiskonsumenten süchtig sein. Darauf kann der Körper mit leichteren Entzugserscheinungen reagieren, es können aber auch schwere psychische und soziale Probleme aus einer Sucht resultieren.
In seltenen Fällen kann Cannabis sogar Psychosen auslösen. Besonders junge Menschen haben ein höheres Risiko, durch sehr häufigen Cannabiskonsum eine Psychose zu bekommen, sofern sie dafür genetisch veranlagt sind. Je jünger der Konsument und je öfter er Cannabis verwendet, desto höher ist auch das Risiko. Zusätzlich kann auch ein höherer THC-Wert das Risiko verstärken. In den letzten Jahren wurde der THC-Gehalt von auf dem europäischen Schwarzmarkt verkauftem Cannabis immer höher. Mit diesem Anstieg erhöhte sich auch die Zahl der Fälle von durch Cannabis-Konsum ausgelösten Psychosen. Ob nur Cannabis der Auslöser ist, ist aber umstritten, denn es wird davon ausgegangen, dass Cannabis bei Menschen mit schon ohnehin erhöhtem Psychoserisiko diese auslösen könnte, da es das Risiko noch weiter erhöht. Neben Psychosen führt vermehrter Cannabis-Konsum im Jugendalter auch häufiger zu anderen psychischen Problemen wie Angststörungen, Depressionen oder Bipolarität.
Das Rauchen selbst ist außerdem alles andere als harmlos, denn regelmäßiges Rauchen erhöht das Herzinfarktrisiko und schädigt die Lungen.
Mögliche negative Langzeitfolgen von Cannabis-Konsum werden vor allem mit Kindern und Jugendlichen in der Entwicklungsphase des Gehirns in Verbindung gebracht. Laut einer Studie mit 800 Jugendlichen war bei denjenigen, die regelmäßig kifften, die Hirnrinde des präfrontalen Kortex, der im Gehirn für Problemlösung, Planung und Impulskontrolle zuständig ist, deutlich dünner als bei denjenigen, die noch keinen Kontakt mit Cannabis hatten. Und tatsächlich wurde bei Verhaltenstests bestätigt, dass die betroffenen Jugendlichen weniger konzentriert und impulsiver waren als ihre Mitprobanden. Andere Studien zeigen, dass Erwachsene, die im jugendlichen Alter viel Cannabis konsumiert hatten, in Intelligenztests um einiges schlechter abschnitten und generell weniger Erfolg in Schule oder Studium hatten. Ob das aber tatsächlich am frühen Cannabiskonsum liegt, kann nicht bestätigt werden. Generell lässt sich aus diesen Ergebnissen aber ablesen, dass Cannabis bei Konsumenten, deren Gehirn noch nicht vollständig ausgereift ist, bleibende Schäden und Entwicklungsstörungen zur Folge haben kann. Bis Mitte 20 ist das Gehirn erst vollständig ausgereift, bis dahin besteht also ein besonders großes Risiko beim Cannabiskonsum, auch für Volljährige über 18. Eine Legalisierung von Cannabis und eine Abgabe in Geschäften mit Lizenz würde das verharmlosen und unter 25-Jährigen den Zugang zur eventuell hirnschädigenden Droge erleichtern.
Auch am Steuer gibt es, wie bei Alkohol, Probleme mit zu viel THC im Blut. Durch Cannabis kann die Wahrnehmung massiv beeinträchtigt werden, ebenso wie die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit. Eine Cannabis-Legalisierung könnte das Autofahren nach einem Joint – ähnlich wie nach einem Schnapsgläschen – vielleicht normalisieren und es gäbe dementsprechend mehr Risiken durch berauschte Teilnehmer im Straßenverkehr. Zudem hätte die Polizei hier mehr zu tun und müsste bei der Überwachung des Verkehrs regelmäßig Fahrer auf THC testen. Die Cannabis-Legalisierung könnte so indirekt zu mehr eingezogenen Führerscheinen durch eine vermasselte MPU (Medizinisch-Psychologische Untersuchung) führen, wenn der Betroffene nicht innerhalb von drei Monaten beweisen kann, dass er kein Cannabis-Dauerkonsument ist. THC baut sich allerdings nur sehr langsam und teilweise über Monate im Körper ab. Ein großes Risiko für den Führerschein bleibt also bestehen.
FAQ
Wann wird die Politik in Deutschland Cannabis legalisieren?
Wahrscheinlich wird erst frühestens im Jahr 2024 Cannabis in Deutschland legalisiert werden, da noch rechtliche Hürden und gegenwärtig dringendere politische Probleme anstehen.
Wo ist Cannabiskonsum legal?
In Malta ist sowohl der Anbau als auch der Konsum von Cannabis zu Genusszwecken offiziell erlaubt. In den Niederlanden hingegen werden der Verkauf in Coffeeshops und das Rauchen in der Öffentlichkeit lediglich geduldet. Kanada und einige US-Bundesstaaten haben Cannabis für den Freizeitkonsum inzwischen legalisiert.
Warum soll Cannabis legalisiert werden?
Experten halten eine Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken in Deutschland für sinnvoll, da so der Schwarzmarkt verdrängt und Konsumenten mit strenger kontrolliertem, nicht verunreinigtem Cannabis versorgt werden könnten. Außerdem wird durch die Abgabe nur an Volljährige der Jugendschutz gewährleistet und Süchtigen kann mit zusätzlichen, offenen Beratungsstellen einfacher geholfen werden. Zudem merken Befürworter oft an, dass mehr Menschen an den Folgen des Konsums der legalen Droge Alkohol sterben als an illegalem Cannabiskonsum.