Cannabis 7 minute read

Säule 1 des CanG: Wie funktioniert eigentlich der Anbau von Cannabis?

VAAY Blog Anbau von Cannabis

Am 12. April 2023 haben Vertreter der im Bund regierenden Ampel-Koalition eine überarbeitete Version des Eckpunktepapiers vom 26. Oktober 2022 zur Legalisierung von Cannabiskonsum und -besitz vorgestellt. Erlaubt werden soll zukünftig der Eigenanbau von Cannabis, entweder in nicht-gewinnorientierten Vereinen oder auch privat. Bis zu drei Pflanzen sollen Erwachsene den Plänen zufolge unter bestimmten Voraussetzungen anbauen dürfen. 

Am 16. August 2023 beschloss das Kabinett den Entwurf des „Gesetzes zum kontrollierten Umgang mit Cannabis und zur Änderung weiterer Vorschriften“ (CanG). Es basiert auf dem 2-Säulen-Eckpunktepapier und setzt die 1. Säule um. Dabei geht es um den privaten und gemeinschaftlichen, nicht-kommerziellen Eigenanbau für volljährige Personen zum Eigenkonsum.

Aufgrund der anstehenden Gesetzesänderung fragen sich nun viele Menschen: Wie funktioniert eigentlich der Cannabisanbau? Grund genug, um dieser Frage einmal ausführlicher nachzugehen.

Privater Cannabisanbau für medizinische Zwecke

Der Anbau von Cannabis ist seit 2017 auch in Deutschland mit der Legalisierung von medizinischem Cannabis möglich. Seitdem dürfen einige wenige Hersteller mit einer Herstellungserlaubnis nach § 13 Arzneimittelgesetz (AMG) und einer Erlaubnis nach § 3 Betäubungsmittelgesetz (BtMG) unter bestimmten Voraussetzungen medizinisches Cannabis anbauen, während Nutzhanf auch von Landwirten angebaut werden darf. Allerdings gibt es für den medizinischen Hanfanbau spezielle Sorten, für die extra Hanfpflanzen mit unterschiedlichen Wirkstoffanteilen gezüchtet worden sind, je nachdem, was die Pflanzen bewirken sollen. 

Aber auch außerhalb der Medizin gibt es für Cannabis legale Verwendungsmöglichkeiten, zum Beispiel CBD-Produkte. Sie können legal und rezeptfrei verkauft werden, solange sie einen THC-Gehalt von höchstens 0,2 % haben. Das wird allerdings gerne vom Gesetzgeber ignoriert, weshalb es immer wieder zu Razzien bei CBD- und Hanf-Shops kommt. 

Anbau von Cannabis für den Eigenbedarf: legal oder illegal?

Das private Züchten einer Hanfpflanze ohne Erlaubnis ist bis zum Inkrafttreten des CannG voraussichtlich Anfang 2024 illegal und wird daher noch strafrechtlich verfolgt. Chronisch Kranke können aber nach § 3 Absatz 2 BtMG eine Ausnahmeerlaubnis erhalten, wenn Cannabis für ihre Therapie notwendig ist und die Kosten für die Cannabis-Produkte aus der Apotheke von den Krankenkassen nicht übernommen werden. Unter bestimmten Umständen dürfen Patienten Cannabis also selber anbauen. 

Mit dem neuen Gesetzentwurf CannG könnte sich dies jedoch zukünftig ändern und der begrenzte Eigenanbau von bis zu drei Cannabispflanzen nicht nur für Patienten, sondern ganz allgemein für alle Erwachsenen gestattet werden. Trotzdem stellt dieser Text natürlich keine Anleitung für den Anbau von Cannabis dar, sondern erläutert lediglich, wie der legale Anbau grundsätzlich erfolgt und worauf Profis und Unternehmen mit entsprechender Erlaubnis achten.

Hanfanbau: Welche Cannabis-Sorten gibt es?

Der Anbau von Cannabispflanzen ist gar nicht so einfach, denn es gibt viele unterschiedliche Sorten, deren Pflege von Hanfpflanze zu Hanfpflanze sehr unterschiedlich sein kann. Eine kurze Übersicht haben wir dir hier zusammengestellt.

Unterschiedliche Hanfsorten

Neben Nutzhanf, der nicht für den medizinischen Konsum gedacht ist, gibt es für Medizinalcannabis üblicherweise drei Arten, die beim Anbauen zum Einsatz kommen und unterschiedliche Eigenschaften und Wirkungen haben: Die Sativa-Pflanze, die eine lange Blütezeit hat und anregend und euphorisierend wirkt, die Indica-Pflanze, die eine kurze Blütezeit hat und entspannend und krampflösend wirkt sowie verschiedene Hybrid-Züchtungen, die bestimmte Eigenschaften der beiden Sorten vereinen. Und dann gibt es da noch die wichtige Unterscheidung von männlichen und weiblichen Pflanzen.

Männliche Cannabispflanzen

Die männlichen Cannabispflanzen sind nämlich weniger für den medizinischen Konsum geeignet als für die Herstellung von Textilien. Sie haben viel weniger Wirkstoffe als die weiblichen und deshalb kaum Wirkung. Außerdem wollen Cannabis-Bauern unbedingt verhindern, dass die männlichen Pflanzen die weiblichen bestäuben, da sonst die weiblichen Pflanzen weniger ihrer wertvollen Blüten produzieren und stattdessen viele Samen bilden. Dadurch nimmt auch die Wirkung und Qualität der Cannabisblüten ab. 

Männliche und weibliche Pflanzen werden also – wenn möglich – besser getrennt angebaut. Beim Outdoor-Anbau sollte dabei aber immer an den Wind und die Insekten gedacht werden, die die Bestäubung mittragen; hier wird häufig eine physische Barriere wie ein hoher Zaun aufgestellt.

Weibliche Cannabispflanzen

Die Cannabisblüten der weiblichen Pflanze sind also das „richtige“ Cannabis. Damit sie nicht mit den männlichen Pflanzen verwechselt werden, ist es wichtig, sie unterscheiden zu können. Der Unterschied ist normalerweise zwischen vier und sechs Wochen nach Beginn des Wachstums erkennbar, nämlich während der sogenannten Vorblüte. 

Der Übergang von Stängel zu Blättern ist dabei die Stelle, an der sich die geschlechtsspezifischen Merkmale der Hanfpflanze bilden. Bei einer weiblichen Pflanze erkennt man hier eine Art Blütenkelch, aus dem feine Härchen herausragen, während bei männlichen Pflanzen hier rundliche Pollensäcke herabhängen. Um beim Hanfanbau für die medizinische Verwendung ganz sicher zu gehen, gibt es aber auch feminisierte Hanfsamen, die definitiv zu weiblichen Pflanzen werden.

Licht, Temperaturen, Wasser & Co. - Alles Wissenswerte über die Pflege der Hanfpflanze 

Wenn Cannabis gut gedeihen soll, dann reicht ein bisschen Gießen wie bei einer normalen Zimmerpflanze nicht aus. Hanfpflanzen brauchen sowohl viel Licht und Wasser als auch genug Platz zum Wachsen. Auch der richtige pH-Wert der Erde (6–7) und des Wassers sowie die Bodentemperatur (~20°C) sind wichtig. 

Outdoor-Hanfanbau: Wann wird Hanf angebaut?

Cannabis lässt sich auch gut draußen kultivieren. Von April bis Juli ist für Hanfbauern ein guter Zeitraum, um Cannabis im Freien anzupflanzen, da die Nächte noch recht kurz sind und so die Wachstumsphase durch viel Tageslicht angeregt wird. Für den Anbau draußen werden spezielle Sorten genutzt, die nicht zu kälteempfindlich sind, wenn es nachts doch mal etwas kühler wird. Außerdem sollten die Pflanzen schimmelresistent sein.

Aussaat und die erste Phase des Keimens finden aber meist noch drinnen statt, weil die kleinen Pflänzchen noch sehr empfindlich sind. Nach ungefähr 2 bis 3 Wochen werden die Pflänzchen schließlich nach draußen gepflanzt. 

Indoor-Hanfanbau: Wie wird Hanf drinnen kultiviert?

Hersteller für Medizinalcannabis bevorzugen den Indoor-Anbau, denn beim Anbau in Innenräumen können die perfekten Bedingungen für Cannabis geschaffen werden, wenn einige zentrale Punkte beachtet werden. Das Wichtigste ist hierbei eine ausreichende Wasser- und Lichtzufuhr, damit die Pflanze nicht eingeht. Zusätzlich versuchen Produzenten oft noch mit der Auswahl spezieller Erde die Wachstumsbedingungen zu verbessern und die Pflanze mit Nährstoffen zu düngen. 

Ab wann düngen Hersteller Cannabis?

Generell brauchen Cannabispflanzen besonders die Nährstoffe Stickstoff, Phosphor und Kalium, um zu gedeihen. In der Mitte der Wachstumsphase, ungefähr 6 Wochen nach dem Keimen, ist der Bedarf an Nährstoffen für die Pflanze besonders groß, damit sie groß und stark werden kann. Wenn die Wachstumsphase sich dem Ende zuneigt, ist es sinnvoll, weniger Stickstoff zuzugeben. Später, wenn die Blütephase eintritt, werden meist alle Nährstoffe erhöht, um die Pflanzen noch einmal richtig zu unterstützen. Die letzten Wochen vor der Ernte wird die Nährstoffzufuhr wieder reduziert.

Besonders wichtig beim Anbauen von Hanfpflanzen: Die Beleuchtung

Für optimale Bedingungen beim Cannabisanbau im Innenbereich ist auch die richtige Beleuchtung unabdingbar. In der Wachstumsphase brauchen die Pflanzen Licht im blauen Spektralbereich, denn das sorgt für ein fülliges Blattwerk und stabile Stängel, während in der Blütephase rötliches Licht für mehr Blüten und höhere Pflanzen benötigt wird. 

Ansonsten ist es wichtig, dass die Lichtquelle nicht zu heiß wird, denn das kann den Pflanzen schaden. Besonders Hochleistungs-LEDs erfüllen diese Bedingungen gut, da sie kaum Wärmeentwicklung haben und inzwischen sehr starkes Licht in verschiedenen Farbspektren, darunter auch Kombinationen aus Rot und Blau, ausstrahlen. Außerdem sind sie im Gegensatz zu anderen leistungsfähigen Lampen wie der Natriumdampflampe energiesparender. Das macht sie perfekt für die Beleuchtung von Cannabispflanzen. 

Einziger Nachteil ist der hohe Kostenfaktor bei der Anschaffung, der aber durch die Langlebigkeit und die gute Lichtqualität der LEDs ausgeglichen werden kann. Im Gegensatz dazu ist die Natriumdampflampe zwar günstiger in der Anschaffung, aber dafür auf die Dauer im Betrieb sehr viel kostspieliger, da sie extrem viel Strom verbraucht. Andere Leuchtmittel wie Glühbirnen, Halogenlampen oder gewöhnliche Pflanzenlampen eignen sich hingegen nicht für den Anbau von Cannabis. 

Hanfanbau in Deutschland: Alle Fakten zur Rechtslage & Legalisierung

Bei alldem sollte man aber bedenken, dass der private Cannabisanbau zum Eigenbedarf hierzulande noch nicht legal ist. Denn derzeit sind nach § 29 BtMG der Anbau, Handel und Besitz von Cannabis in Deutschland ohne Lizenz strafbar. 

Eine Lizenz für den Anbau von Cannabis gibt es in seltenen Ausnahmefällen, beispielsweise für chronische Schmerzpatienten oder Patienten mit Multipler Sklerose. Dafür gibt es Ausnahmegenehmigungen für den Cannabisanbau zu medizinischen Zwecken, die die Patienten beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beantragen können. Ansonsten sind Schmerzmittel auf THC-Basis inzwischen verschreibungspflichtig zugelassen. 

Außerdem können Bauern eine Genehmigung für den Anbau von speziellen Sorten wie CBD-Cannabis mit geringem THC-Gehalt, das auch Nutzhanf genannt wird, erhalten.

Neues Gesetz für den Cannabisanbau steht in den Startlöchern

Nachdem am 16. August 2023 der Entwurf des „Gesetzes zum kontrollierten Umgang mit Cannabis und zur Änderung weiterer Vorschriften“ (CanG) beschlossen wurde, kann es nicht mehr lange dauern, bis der Anbau von Cannabis auch für Nicht-Patienten legal wird. Wir sind gespannt, wann auch Hobby-Gärtner und Anfänger ihren grünen Daumen beim Anbau von Cannabis in Deutschland erproben dürfen.

FAQ

Hier beantworten wir die häufigsten Fragen zum Thema Anbau von Cannabis.

Ab wann muss man Cannabis-Pflanzen düngen?

Ab ungefähr 6 Wochen nach der Keimung sollten mit einem NPK-Dünger (Stickstoff, Phosphor, Kalium) Nährstoffe hinzugefügt werden. Der Anteil der verschiedenen Nährstoffe sollte dabei möglichst der Wachstums- oder Blütephase der Pflanze angepasst werden. Kurz vor der Ernte sollte die Dünger-Zufuhr wieder reduziert werden. 

Ist der Anbau von Cannabispflanzen in Deutschland erlaubt?

Im Moment (Stand August 2023) ist der Anbau von Cannabis in Deutschland nur mit Ausnahmegenehmigung für medizinische Zwecke erlaubt. Händler von CBD- oder Nutzhanf-Produkten können ebenso Sondergenehmigungen erhalten. Dabei ist der Anbau streng reguliert und wird auch entsprechend kontrolliert.

Wird der Anbau von Cannabispflanzen legal?

Die Koalitionspartner der aktuellen Regierung (Legislaturperiode 2021–2025) kündigten die schrittweise Legalisierung von Cannabis als Wahlversprechen an. Wann genau dieses Versprechen letztendlich eingelöst wird, ist allerdings noch unklar. Bis jetzt bleibt der Anbau von Cannabis für die meisten Menschen in Deutschland illegal.

Jetzt Produkte shoppen